SNCF, RATP und RTM setzen Maßnahmen gegen das Betrugsproblem im Transportwesen ein. Mit dem System „Stop Fraude“ haben die Ermittler die Möglichkeit, die Adressen von Verdächtigen direkt im Datenbestand des Finanzministeriums zu überprüfen.

Die Bekämpfung von Betrug im Transportsektor könnte ab Mittwoch schwieriger werden © Alexandre Boero / Clubic

Betrug im öffentlichen Nahverkehr ist ein ernstes Problem in Frankreich, das jährlich zu einem Verlust von rund 700 Millionen Euro führt. Um dieser Herausforderung zu begegnen, haben sechs größere Verkehrsbetriebe, unter anderem SNCF und RATP, entschieden, ab dem 8. Januar 2025 eine technische Lösung namens „Stop Fraude“ einzuführen.

Dieses System beinhaltet ein Werkzeug, das es den Betreibern ermöglicht, die Steuerdaten von kontrollierten Passagieren zu prüfen, um die Richtigkeit der angegebenen Adressen zu bestätigen – vorausgesetzt, die Betrüger sind bereit, sich an die Regeln zu halten.

Prüfungsbehörden können die Angaben der kontrollierten Personen bei den Steuerbehörden abgleichen

Im Laufe der Jahre hat sich dieses Problem für die Transportunternehmen als zunehmend drängend erwiesen. Laut der Statistik der Union des öffentlichen und Schienenverkehrs (UTPF) gibt beinahe jeder zweite Passagier, der während einer Kontrolle in einem Bus, einer Straßenbahn oder einer U-Bahn angetroffen wird, eine ungültige Adresse an, was die Verhängung von Bußgeldern erheblich erschwert.

Das von der CNIL, der Datenschutzbehörde, genehmigte „Stop Fraude“-System bietet nun endlich eine konkrete Möglichkeit, Adressen im Alltag mithilfe einer Steuerdatenbank zu überprüfen, ermöglicht durch die Zusammenarbeit der Steuerbehörden.

Für das Projekt haben sechs große Verkehrsunternehmen investiert: SNCF, RATP, Keolis, Transdev, das RTM in Marseille sowie Tisséo in Toulouse. Diese Unternehmen erhalten zunächst einen exklusiven Zugang zur Plattform für drei Monate, bevor der Service schrittweise auch anderen städtischen Verkehrsanbietern eröffnet wird.

Für die Effektivität des Systems müssen die Betroffenen jedoch ihre Identität preisgeben

Ein derartiges System war dringend notwendig, da die finanziellen Folgen des Betrugs für die Betreiber beträchtlich sind. Die SNCF beispielsweise hat jährlich mit einem Verlust von 350 Millionen Euro zu kämpfen, eine Zahl, die möglicherweise unrealistisch erscheint, während RATP über ein Defizit von 171 Millionen Euro klagt. In Marseille verliert das RTM eigene Angaben zufolge jährlich etwa 25 Millionen Euro durch Betrug.

Diese enormen Verluste haben unmittelbare Auswirkungen auf die Qualität der öffentlichen Dienstleistungen, da sie die Investitionen in die Modernisierung der Infrastruktur einschränken und den Komfort der Fahrgäste beeinträchtigen.

Laut einer Mobilitätsstudie von UTPF 2024 befürworten 89 % der Franzosen eine verstärkte Bekämpfung von Betrug. Das „Stop Fraude“-System ist ein Schritt in die richtige Richtung. Gleichzeitig könnte ein Gesetzesentwurf, der vom Verkehrsminister Philippe Tabarot vorgelegt wurde, es den Kontrolldiensten ermöglichen, Adressen in Echtzeit zu überprüfen und somit noch mehr Zeit zu sparen.