Ein internationales Forscherteam hat in der Antarktis einen Eiskern mit einer Länge von 2.800 Metern entnommen. Das europäische Projekt „Beyond EPICA – Oldest Ice“ hat dabei das unterliegende Gestein am Ort Little Dome C erreicht. Die gesammelten Proben beinhalten Informationen über das Erdklima, die bis zu 1,2 Millionen Jahre alt sind.

Draufsicht auf das Dach des Bohrzeltes, 20. Dezember 2024 – © Lawer/PNRA/IPEV

Das von der Europäischen Kommission geförderte Vorhaben „Beyond EPICA – Oldest Ice“ vereint zwölf wissenschaftliche Institutionen aus zehn europäischen Staaten. Die Koordination liegt beim Institut für Polarwissenschaften des Italienischen Nationalen Forschungsrats, das darauf abzielt, die evolutionären Veränderungen des Klimas der Erde besser zu verstehen.

Für die Bohrarbeiten waren insgesamt 200 Betriebstage über vier Saisons erforderlich. Die Teams mussten unter extremen Bedingungen arbeiten, in Höhenlagen von 3.200 Metern mit einem durchschnittlichen Temperaturwert von -35 °C. Erste Resultate zeigen, dass die obersten 2.480 Meter des Eises eine präzise Klimahistorie aufweisen, wobei jeder Meter der Eisschicht 13.000 Jahre zurückführt.

Bohren unter extremen Bedingungen und ausgeklügelter Logistik

Der Erfolg dieses Projekts beruht auf einer optimalen Organisation und einer sorgfältigen Koordination zwischen den beteiligten Organisationen. Das französische Polarinstitut und ENEA übernahmen die Verantwortung für den Transport: Flugverbindungen für das Personal zwischen dem Mario Zucchelli-Bahnhof und dem Concordia-Bahnhof sowie Landtransporte für schwere Lasten zwischen den Standorten Dumont d’Urville und Concordia.

Die Eisbrecher L’Astrolabe und Laura Bassi sind für den maritimen Transport zuständig. Der Transport der Eiskerne nach Europa ist speziell gestaltet und erfordert eine Temperatur von -50 °C, wie Gianluca Bianchi Fasani, leitender Forscher bei ENEA-UTA, erläutert: „Zu diesem Zweck wurde eine Strategie zur Erstellung spezieller Kühlcontainer sowie eine detaillierte Planung der Luft- und Seetransportressourcen entwickelt.

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Gewinnung eines Eiskerns aus dem Projekt – © Beyond EPICA Project
Gewinnung eines Eiskerns aus dem Projekt – © Beyond EPICA Project

Klimaveränderungen durch neue Daten besser erfassen

Die gewonnenen Proben bieten die Möglichkeit, einen bisher wenig untersuchten Zeitraum zu analysieren: den Übergang zum Mittelpleistozän vor 900.000 bis 1,2 Millionen Jahren. In diesem Zeitabschnitt haben sich die Zyklen der Eiszeiten verändert, und zwar von einem Rhythmus von 41.000 auf 100.000 Jahre. Die im Eis eingeschlossenen Luftblasen geben Auskunft über die Temperaturen in der Atmosphäre und die Konzentrationen von Treibhausgasen. Laut Julien Westhoff, dem leitenden Wissenschaftler und Postdoktoranden an der Universität Kopenhagen: „Die vorläufigen Analysen deuten klar darauf hin, dass die obersten 2.480 Meter eine Klimarekorde enthalten, die bis zu 1,2 Millionen Jahre zurückreichen.“ Die letzten 210 Meter bestehen aus deformiertem Gestein und könnten Hinweise auf das Abschmelzen der Ostantarktis liefern.

Zur Analyse der Proben werden europäische Labore herangezogen, um die Klimageschichte des Planeten zu rekonstruieren. Die daraus gewonnenen Daten können dazu beitragen, die Vorgänge in Klimamechanismen besser zu verstehen und bestehende Prognosemodelle zu optimieren. Darüber hinaus hoffen die Forscher, das darunter liegende Gestein zu gewinnen, um festzustellen, wann diese Region der Antarktis zuletzt eisfrei war.

Quellen: SwissInfo, CNRS, Beyond EPICA – Oldest Ice