Viele Tech-Blogs schauen für uns regelmäßig in die Zukunft – und präsentieren Gerüchte (oft), sowie Fakten (durchaus) zu den anstehenden Hard- und Softwareneuigkeiten der großen Hersteller. Daneben werden in der Öffentlichkeit zukunftsrelevante Themen, wie das Leistungsschutzrecht oder die Netzneutralität diskutiert und zuweilen reichlich kurzsichtig in geltendes Recht umgesetzt – oder eben nicht. Nicht jeder kann die Entwicklungen direkt einordnen, so dass der Ausblick auf die “Gigabit-Gesellschaft” im Jahr 2020, den die Initiative D21 und das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI jetzt vorlegen, sehr gelegen kommt. Welchen Einfluss hat das Internet auf unseren Alltag 2020 denn nun – im besten und im schlechtesten Fall?
Szenario 1: Open Everything
Klingt gut: Open Innovation, Open Government, Open Education, Open Access – hier gibt es bereits Initiativen und schöne Best-Case-Beispiele aus Deutschland und dem Ausland. Das ein Mehr an Transparenz und Bürgerbeteiligung, sowie eine Stärkung der Innovationskultur sich positiv auf unseren Alltag auswirken, mag man kaum bezweifeln. Doch was, wenn die Versprechungen nicht gehalten werden, wenn Unternehmen weiterhin Kunden gängeln und in eigens bereitgestellte Biotope (Walled Gardens) sperren, wenn plötzlich neue Gesetze erlassen werden, die Öffnung und Gleichheitsansatz bremsen? Dann kehrt sich Euphorie um in Lethargie, in noch mehr Verdrossenheit und das Netz hat die Chance verloren, nachhaltig gesellschaftsverändernd und -verbindend zu wirken.
Szenario 2: Alles in Echtzeit
Warten war gestern (also 2020: vorvorgestern), wir erhalten Sofortzugriff auf Informationen, Produkte, Bildungsangebote und Unterhaltung. Spontanität wird gefördert, für Wissensvermittlung gibt es keine Barrieren mehr. Vermutlich auch nicht für unerwünschte Werbung, die sich durch Hintertüren in Echtzeit einschleichen mag. Voraussetzung für das echte Echtzeitnetz sind ausreichend ausgebaute Datenleitungen – und natürlich der Zugang zu diesen. Im schlimmsten Fall bleibt dieses Szenario eine hehre Vision, verhindert von zu schwachen Netzen, zu schwachem Datenschutz und zu penetranten Spam-Versendern.
Szenario 3: Intelligente Gesundheit
eHealth ist kein neues Schlagwort, aber die Möglichkeiten, die sich im Rahmen eigenorganisierter Vorsorge bieten, nehmen gerade erst Fahrt auf. Hier spielen Megatrends wie “Quantified Self” eine Rolle, außerdem die Sensortechnik in neuen Mobilgeräten, die uns ein umfassendes Monitoring des eigenen Gesundheitszustandes ermöglichen wird. Individuelle Ernährungs- und Fitnesspläne können für eine bessere Volksgesundheit sorgen und das Gesundheitssystem entlasten. Natürlich nur, wenn der Datenschutz gewahrt bleibt und Nutzer aufgeklärt genug sind, reine Werbeangebot mit begrenztem (oder falschem) Informationsgehalt von echten Mehrwertdiensten zu unterscheiden.
Jede Menge Chancen also, zu deren Wahrung einiges an Herausforderungen zu meistern ist. Ob man diese dem Staat überlassen mag oder nicht, bleibt wohl strittig. Hierzu kann ja jeder zur anstehenden Bundestagswahl eine Entscheidung treffen.
Weitere Szenarien aus der Studie behandeln die “Vernetzte Mobilität“, “DIY” und “Nachhaltiges Leben“.
Den schön aufbereiteten 16-seitigen Report mit ausführlichen Beschreibungen kann man hier als PDF herunterladen.