Nur schwer nostalgische Menschen schreiben noch mit Füllfederhalter ihre Moleskine-Tagebücher voll, selbst die Welle der sogenannten Befindlichkeits-Blogs ist seit Mitte des letzten Jahrzehnts deutlich abgeebt. Was bleibt, ist die immer ungenauere Grenzziehung zwischen Privatem und Öffentlichen – und die sich ständig erweiternden technischen Möglichkeiten.
Der »Autographer« der britischen Firma Oxford Metrisch Group (großartige Abkürzung übrigens: OMG) verfolgt einen angeblich intelligenten Ansatz: Als tragbare Kamera liefert er täglich einen visuellen Stream aus der Ich-Perspektive und bietet mannigfaltige Möglichkeiten der Verdichtung zu kleinen Lebensgeschichten. Taugt das was?
Der »Autographer« ist erst ab November 2012 erhältlich, daher haben wir uns vorerst mit den online verfügbaren Informationen beschäftigt.
Technik:
Fünf Sensoren helfen der künstlichen Intelligenz auf die Sprünge. Gemessen werden Bewegung und Bewegungsrichtung, es gibt Licht- und Farbmesser, eine Geschwindigkeitsprüfung und einen Temperaturfühler. In Verbindung mit dem eingebauten GPS entscheiden diese Sensoren selbstständig, wann und in welchen Abständen Fotos aufgenommen werden, so dass sinnvolle Geschichten entstehen können.
Auf 8GB internem Speicherplatz werden die Bilder bis zur Synchronisierung abgelegt, wobei der Nutzer mithilfe einer App und Bluetooth direkt in den Aufnahmen stöbern oder Anpassungen durchführen kann. Mit einer Desktopsoftware können die Bilder dann archiviert und zu Filmen verdichtet werden. Kreative GIF-Dateien und Mini-Videos wandern direkt ins Netz (z.B. zur großen GIF-Halde Tumblr).
Aussehen:
Der »Autographer« kommt als schickes, nur 58 Gramm leichtes Gadget daher, das als modisch um den Hals getragenes Accessoire weder optisch störend wirkt, noch die Bewegungsfreiheit einschränkt.
Potential:
Dass sich Fotografie in den letzten Jahren komplett verändert hat, steht außer Frage. Der »Autographer« treibt die Bilderflut auf die Spitze, es obliegt hier der Kreativität des Nutzers und der noch zu testenden Intelligenz der Kamera, spannende Elemente des Alltags herauszufiltern (Claim: “Seeing the unseen”). Vielleicht ist das der Start einer neuen Kunstform oder es handelt sich um eine alsbald gewöhnliche Form der Alltagsdokumentation.
Oder auch nicht, denn wie immer, wenn Bilddaten im Netz geteilt werden, müssen Persönlichkeitsrechte beachtet werden. Inwieweit diese beim »Autographer« gewahrt werden können, ist den Trendpiraten noch unklar, kann aber durchaus entscheidend für den Erfolg sein.
Mehr Informationen auf der Produktseite und in der Pressemitteilung zum Launch. Der Preis des »Autographer« beträgt zum Start stolze 399 britische Pfund.