Nein, bei dem Gerät im Bild links handelt es sich nicht um eine getunte Mikrowelle, sondern um einen 3D-Drucker für den Schreibtisch, der dieser vergleichweisen jungen Technologie zum Durchbruch auf dem Massenmarkt verhelfen soll. Chris Anderson, Chefredakteur des Technologie-Magazins »Wired«, ist jedenfalls überzeugt: Der »MakerBot Replicator 2« wird eine neue Ära einläuten. Auch amazon-Gründer Jeff Bezos ist als Investor an Bord und bei einem Stückpreis von ca. 2.200 Dollar für das günstigere der beiden Vorzeigemodelle wird der lange herbeigeredete Hype um Do-It-Yourself-3D-Printing ja zumindest theoretisch interessant.
Die Trendpiraten erklären, wie es funktioniert und was man alles bauen – Entschuldigung – drucken kann.
Für die Herstellung eines beliebigen Objekts mit einem 3D-Drucker wie dem MakerBot Replicator 2 braucht man nur drei Dinge:
- (natürlich) einen 3D-Drucker
- Basisdruckmaterial (z.B. ungiftiges Polyactide)
- eine Vorlage
Für ein Kilogramm PLA-Druckmaterial zahlt man bei MakerBot beispielsweise 48 Euro, laut Andersons Artikel in »Wired« ließen sich daraus 400 Schachfiguren herstellen, das sollte also für den Hausgebrauch genügen. Druckvorlagen gibt es im Netz zuhauf, man kann sie dann noch in einem (kostenlosen) CAD-Programm nach Wunsch modifizeren. Den Rest erledigt der Drucker mittels Software und Hardware.
Beim Druck wird dann Lage für Lage des direkt aushärtenden Ausgangsmaterials übereinander »gelegt«, bis das Produkt fertig ist. Die Dicke der Lage ist dabei wichtig: Je dünner, desto mehr Lagen, desto stabiler das Objekt. Im Bereich der Tisch-3D-Drucker ist die Technik bereits bei Papierdicke angekommen. Die Objekte sind ihnen weder hohl, noch komplett gefüllt – um Material zu sparen, wird einfach ein stabilisierendes Gerüst eingesetzt.
So sieht das ganze im Zeitraffer aus:
https://www.youtube.com/watch?v=pFvozQCGvfo
Nun haben die wenigsten Leute Interesse daran, sich Miniaturhäuser aus Paris in die Wohnzimmerschrankvitrine zu stellen und auch Zahnärzte, die heute bereits mit 3D-Druckern für Zahnersatz arbeiten, bilden keine ausreichend große Zielgruppe. Was also könnte man noch drucken? Die Möglichkeiten sind in der Tat unerschöpflich.
Früher oder später wird es im Netz unzählige Ressourcen geben, die Vorlagen für den DIY-Druck feil bieten. In wenigen Jahren werden wir also
- Spielzeug für die Kinder (und Erwachsene!)
- Ersatzteile für Gerätschaften aller Art
- Modelle unserer selbst
- Modelleisenbahnteile
- Sportgeräte
- Geschirr
- Schmuck
- Gehäuse für alles Mögliche (naheliegend: Smartphone-Cases)
- Kunst
- individuelle Geschenke
drucken. Je länger man darüber nachdenkt, desto größer erscheint der Markt. Sobald die Software einfach genug zu bedienen ist, wird jeder Inhaber eines 3D-Druckers zum Künstler und Hersteller. Ganz verwegen gedacht: Individualität könnte über Massengeschmack und -fertigung siegen.
Hier liegt dazu ein weiterer Vorteil dieser Technologie: Es ist genauso (un-)aufwendig, ein Einzelteil herzustellen, wie es in Serie zu bauen bzw. bauen zu lassen, denn die massenhafte Herstellung des eigens erdachten Objektes könnte ja an entsprechende Firmen outgesourced werden.
Wir werden es erleben.
Weiterführende Links:
- Eine zauberhafte flickr-Galerie fehlgeschlagener Druckversuche
- Die Website der Künstlerin Bathsheba Grossman, die sich bereits seit über 15 Jahren mit der Technologie beschäftigt
- Eine Pinterest-Pinnwand mit weiteren 3D-Druckern
- Eine Pinterest-Pinnwand mit 3D-Ausdrucken
- Selbstgebaut: Bender aus Futurama (Video)