Mit seinem Promovideo (nach dem Klick unbedingt ansehen!) zum neuesten Redesign hat das aus der öffentlichen und persönlichen Wahrnehmung quasi verschwundene soziale Netzwerk MySpace deutlich gezeigt, was visuell und konzeptionell abseits von Platzhirsch Facebook möglich sein kann. Die Trendpiraten gehen der Frage nach, unter welchen Voraussetzungen MySpace den gerade entstehenden Buzz nutzen kann und inwieweit überhaupt noch eine Chance besteht.
Wow! Wir sind beeindruckt! Aber was nützt der schöne Schein allein? Darum nachfolgend ein paar Ratschläge von uns für Justin Timberlake und MySpace.
1) Alte User reaktivieren
Ein paar Zahlen:
Angemeldete Nutzer:
Facebook: > 900 Millionen (heute)
MySpace: > 267 Millionen (2009)
Monatliche Besucher (August 2012, USA):
Facebook: 161 Millionen (Quelle)
MySpace: 20 Millionen (Quelle)
Fazit: Viele kennen MySpace, keiner nutzt es (mehr). Warum auch? Selbst die eigenen Eltern sind inzwischen bei Facebook, Bands sind notgedrungen ebenfalls zum Marktführer gewechselt, Google+ ist die besser aussehende Alternative, wenn man denn eine sucht.
Das Promovideo sieht beeindruckend aus, was jedoch nicht zuletzt daran liegt, dass die gezeigten Profile entsprechend mit Inhalten gefüllt sind.
MySpace ist auf dem richtigen Weg, seine ehemaligen User dazu zu bewegen, die Login-Daten herauszusuchen und hat ab diesem Zeitpunkt genau eine Chance: Entweder wir können unsere Inhalte aus Facebook oder Twitter “mitnehmen”, was bei dem ein oder anderen sicherlich ein seltsames Gefühl hervorrufen würde oder die bestehenden Alt-Profile sehen auch quasi-leer direkt nach dem Login vielversprechend aus. Für einen anschließenden kurzen Test braucht es dann einfache Uploadmöglichkeiten, praktische Einladungsfunktionen und exklusive Features. Wenn genügend Multiplikatoren anspringen, folgt vielleicht eine ausreichend große Masse.
2) Originelles Design
Anstatt Facebook zu kopieren, versucht MySpace offensichtlich mit Anleihen an das Hype-Netzwerk der Stunde, Pinterest, an Projekte wie Medium und an die Metro-Optik von Windows zu punkten. Große Bilder, Bewegtbild, clevere Navigation und Infografik-Optik lassen Facebook ziemlich altbacken wirken. Bei allem Wow-Effekt sollte jedoch die Usability nicht unterschätzt werden: Wir erinnern uns an die Wutausbrüche der Facebook-Nutzer nach jeder noch so kleinen Änderung im Design. Menschen sind eben Gewohnheitstiere…
3) Mobile Nutzung
Erst seitdem Facebook seine App neu aufgesetzt hat, ist es auf einem iPhone überhaupt nutzbar. Hier hat der Platzhirsch wertvolle Zeit vergeudet und scheitert im Grunde immer noch daran, ein eigenes Nutzererlebnis für den mobilen Zugriff zu schaffen. MySpace muss mit einer cleveren mobilen Version seiner Seite vom Start weg Punkte sammeln. Sollte die mobile Nutzung vernachlässigt werden, wird die Wende nicht gelingen. Die Ära der Desktoprechner geht zu Ende…
4) Bilder, Bilder, Bilder
Das Teilen von Bildern ist eine der, wenn nicht die wichtigste Funktion eines sozialen Netzwerkes. Wenn MySpace den Markt in letzter Zeit beobachtet hat, sollte es Möglichkeiten finden, hier an Facebook vorbeizuziehen. Einfache Bildbearbeitung (Filter, Korrekturen) wären eine naheliegende Möglichkeit. Weitere Ideen bieten Startups wie Popset (mehrere Leute an einem Ort füllen ein Album gemeinsam) oder Photogotchi (abstrakte Bildremixe).
5) Wo spielt die Musik?
MySpace war immer die Heimat von Musikern, die den Musik-Player als Hauptelement jeder Profilseite für Promozwecke nutzen konnten. Facebook hat es nie geschafft, hier unabhängig von Dritt-Apps wirklichen Mehrwert zu bieten. Wenn mit tollen Features zu Beginn eine ausreichend große Anzahl an Musikern begeistert werden kann und Musik z.B. in Form von Streaming und direkter Kaufmöglichkeit integriert wird, könnte mindestens eine ziemlich große Nische besetzt werden. Das Video zeigt bereits einige Ansätze in diese Richtung.
6) Datenschutz als Hebel
Die VZ-Netzwerke haben erfolglos versucht, sich von Facebook durch ansprechende Datenschutzrichtlinien abzugrenzen. Das allein hat offensichtlich nicht gereicht, aber für die öffentliche Wahrnehmung ist der transparente Umgang mit Datenschutzaspekten bei einem Reboot nicht zu unterschätzen. MySpace sollte hier unbedingt seine Hausaufgaben machen.
7) Spielereien
Facebook erfuhr einen extremen Schub durch integrierte Spiele von Drittfirmen, selbst Google+ hat seinerseits entsprechende Möglichkeiten geschaffen. Obwohl im Promovideo keinerlei Ansätze zu sehen sind und Spieleanfragen bei Facebook viele Nutzer nerven, stellen originelle Onlinespiele für viele andere Nutzer einen wichtigen Mehrwert da. Vielleicht findet MySpace ja eine Möglichkeit, sein Unterhaltungsoptionen clever mit dem wichtigen Element Musik zu verdrahten.
8) Tom
Tja, wer kann sich MySpace ohne Tom vorstellen? 😉
Update: Wer sich informieren lassen möchte, wann das neue MySpace an den Start geht, kann das auf einer eigens eingerichteten Seite tun.