Es ist gar nicht lange her, da waren Leute mit einem eigenen Medienserver noch ausschließlich männlich, hatten schlechte Haut, merkwürdige Frisuren und ernährten sich bevorzugt von kulinarischen Highlights wie Cola, Pizza, Chips und Tüten-Suppen. Wer heute seine Musik, Digitalfotos und Filme auf einer großen Festplatte oder einem NAS-Laufwerk ablegt und über einen Streaming Client auf seinem Großbildfernseher ausgibt, muss nicht zwangsläufig ein Medienjunkie sein. Streaming- und Medienserver sind gesellschaftsfähig geworden.
Ein Vertreter dieser Gattung, der einen preisgünstigen Einstieg in gestreamte Unterhaltung verspricht, ist Memups MediaGate. Trendpiraten hat sich das Zuspielerkistchen mal näher angeschaut.
Wer einen Streaming Client sucht, der Inhalte direkt von einer PC-Netzwerkfreigabe oder von einem NAS-Laufwerk auf den Fernseher zaubert, wird mit dem getesteten Memup MediaGate nicht allzu glücklich werden: Die einzigen Schnittstelle zur Welt sind USB und ein Slot für SD-Speicherkarten. Mit WLAN oder LAN-Anschluss kann das hochglänzende Plastikkästchen nicht aufwarten. In Zeiten, in denen tragbare Festplatten Kapazitäten erreichen, mit denen sich früher ganze Rechenzentren zufrieden gaben, ist dies allerdings noch zu verschmerzen. Neben Festplatten finden natürlich auch USB-Sticks Zugang an einem der beiden USB-Ports.
Bildergalerie
Diese Ports zeigten denn gleich auch im Test zwei Besonderheiten, die die Alltagstauglichkeit mitunter stark trüben: Wurde zusätzlich zu einer externen Festplatte (Western Digital MyPassport) noch ein USB-Stick hinzugesteckt, verschwand die Festplatte aus der Auswahl. Hier scheint die Firmware des getesteten Geräts noch nicht ganz ausgereift sein.
Auch die zweite Macke ließe sich ggfls. mit einem Firmwareupdate beheben: MediaGate VX zeigte im Test mit den weit verbreiteten SanDisk Cruzer Probleme, wenn sie NTFS formatiert waren. Während diese einfach nicht erkannt wurden, bereiteten FAT32 formatierte Sticks keine Schwierigkeiten. FAT32 macht allerdings wegen seiner Begrenzung auf maximal 2 GB große Dateien gerade bei der Wiedergabe von HD-Filmen, die das MediaGate z.B. über das weitverbreitete Matroska-Containerformat (.mkv) unterstützt, nicht unbedingt für jeden Filmfreund Sinn.
Hat man das Problem des richtigen Zuspielers beseitigt, kann der Spaß beginnen – zumindest, wenn man etwas Geduld mitbringt. Medientypen jeder Art benötigen spürbar länger vom Datenträger auf den Fernseher als bei dem Vergleichsgerät WDTV Live HD Media Player von Western Digital. Da Stoppuhrtests irgendwie albern sind, sei an dieser Stelle einfach nur der subjektive Eindruck als weicher Beleg genannt.
Das Menü ist nicht ganz so schick, wie bei anderen Vertretern der Zunft, erfüllt aber seinen Zweck. Musik, Fotos und Filme kommen in guter, wenngleich nicht überragender Qualität auf den per HMDI-Kabel angeschlossenen Schirm. Alternative Anschlussmöglichkeit stellt das MediaGate VX über die qualitativ minderwertigen Ausgänge YPbPr und Composite zur Verfügung. Ein Adapter auf Scart liegt bei.
Die größeren Probleme des MediaGate sind allerdings unabhängig von der Gefälligkeit des Menüs und der gewählten Anschlussoption. Memups Medienspieler hatte im Test reproduzierbar Probleme mit HD Filmen im mkv-Format mit Mehrkanalton im AC3-Format. Dieser wurde nicht wiedergegeben. Ton in anderen Formaten wurde wiedergegeben, lief aber im Gespann eines mkv-Containers nach einer guten halben Stunde Spielzeit asynchron zum Bild. Soetwas macht nur dem Freude, der gerne schon vorher hört, was er kurz danach sehen wird.
Wir haben nicht herausfinden können, ob Memups Player mit der Zuspielgeschwindigkeit der Festplatte unzufrieden war und deshalb zur Asynchronität neigte, haben solche Probleme bei dem Wettbewerber von Western Digital in Kombination mit dem gleichen Film auf der gleichen Festplatte allerdings nicht beobachten müssen. Filme in SD-Auflösungen im Avi, DivX oder Xvid-Container, spielte MediaGate indes klaglos und ohne den beobachteten Versatz ab.
Unbequemlichkeiten lauerten dann allerdings auch bei der Wiedergabe von eingelesenen DVDs: Mit den ifo-Indexdateien weiß der Media-Player nicht so recht etwas anzufangen und auch die fortlaufend nummerierten VOB-Dateien animieren das Gerät nicht zu einer Wiedergabe am Stück. Wer seine archivierten DVDs von Platte abspielen will, wird die VOB-Dateien jeweils einzeln auswählen und wiedergeben müssen. Komfortabel ist das nicht.
Fazit: Der Multimedia-Player MediaGate VX vom französischen Unterhaltungselektronikhersteller Memup konnte nicht so recht begeistern. Auch wenn sich der Leistungsumfang auf dem Papier toll liest, ist eine Asynchronität von Bild und Ton tatsächlich nur von den tolerantesten Medienenthusiasten zu ertragen. Unter diesem Licht erscheint dann auch der eigentlich günstige Straßenpreis von rund 80 Euro nicht mehr ganz so verlockend.