Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas. Nun, das gilt für die hier alljährlich stattfindende Megamesse für Unterhaltungselektronik Consumer Electronic Show (CES) nicht unbedingt. Medien berichten fleißig über all das, was Hersteller und Dienstleister aus aller Herren Länder an technischen Innovationen und Spielereien vorstellen. Trends in diesem Jahr waren definitiv 3D-TV und E-Bookreader und deren enge Verwandschaft Tablettcomputer, während neue Smart Phones und Netbooks bereits in den Vorjahren gesetzte Trends fortsetzen, ohne sie mit neuen Impulsen wirklich zu bestärken. Trendpiraten beleuchtet im Schweinsgalopp und mit dampfenden Flanken die wirklich relevanten Höhepunkte der diesjährigen Spaßtechnikveranstaltung. Teil 1 berichtet über Handys und Smartphones der CES 2010.
RCA
Eine der wirklichen technischen Innovationen im Bereich Mobiltelefonietechnik kommt in diesem Jahr nicht von den Handyherstellern selbst, sondern wird über die Handelsmarke RCA in den Markt getragen. Das Airnegy genannte Gadget ist in der Lage, Energie aus Funkwellen in Strom umzuwandeln und so unterwegs Handyakkus aufzuladen. Dass das theoretisch funktionieren müsste, hatte sich Nikola Tesla bereits vor mehr als 100 Jahren gedacht und seine Gedanken dazu in Abhandlungen über sogenannte Skalarwellen festgehalten. Auch Nokia hatte sich seit 2002 mit der Nutzbarmachung dieser Idee beschäftigt, doch konnte RCA das Ganze offenbar schneller zur Marktreife bringen. In den Messehallen funktionierte das als externes Gadget per USB ansteckbare Kästchen sehr gut. Die Ladegeschwindigkeit hängt im wesentlichen von der Entfernung zum und der Anzahl von WLAN-Accesspoints ab, weshalb sich auf Messen in der Regel per se gute Ergebnisse erreichen lassen dürften. Wer viel auf Messen unterwegs ist und auch dort das Handy stark strapaziert, dürfte sich über diesen mobilen Akkulader und sein Erscheinen im kommenden Sommer freuen. Der Startpreis von 40 Dollar spricht dafür, dass auch die großen Handyhersteller versuchen dürften, diese Technik miniaturisiert in ihre Handys zu bekommen und in künftigen Business-Smartphones anzubieten – sofern auch in der freien Wildbahn alles so schön funktioniert wie auf der CES.
Google
Google präsentierte – schon ein paar Tage vor dem eigentlichen Start der CES – sein erstes “eigenes” Smartphone namens Nexus One. Von HTC unter strenger Aufsicht von Google produziert ist das Ganze weniger die Revolution, für die das erste richtige Google Phone schon im Vorfeld in der Gerüchteküche gemacht wurde, als ein guter Showcase. Nämlich für all die Handyhersteller der Welt, wie man Android als Betriebssystem so mit der Hardware eines Smartphones verbindet, das der Spaß beim Benutzen (Marketingdeutsch: User Experience) Frust über technische Unzulänglichkeiten und einen hohen Kaufpreis deutlich überwiegt.
Palm
Organizer-Veteran Palm konnte sein überdeutlich in die Jahre gekommenes Unternehmen und Produktportfolio durch die Einführung seines mobilen Betriebssystems Web OS und das darauf aufsetzende Handy Palm Pre erfolgreich retten und in Hinblick auf den Nutzwert (Marketingdeutsch: Usability) einen beinahe-iPhone-Killer im Markt verankern. Jetzt, wo das Eisen heiß ist, versucht Palm mit den Modellen Pre Plus und Pixi Plus das frische Erfolgseisen weiter zu schmieden. Das Plus ist wie der Name schon andeutet lediglich eine Auffrischung der bestehenden Modelle. So erhält das Pre Verbesserungen wie einen geschmeidigeren und besser einrastenden Slider, ein verbessertes Tastenfeld und eine Speichererhöhung von 8 GB auf nun insgesamt 16 GB. Der Barren Pixi mit seiner QWERTZ-Tastatur verdankt sein Plus der nun hinzugefügten WLAN-Funktionalität. Eigentlich nicht sonderlich viel, aber ehe man auf der CES gar nichts zeigt…