Gestern abend hats ein mächtiges Bada-Bumm gegeben: Samsung, derzeit zweiterfolgreichster Handyhersteller, gab bekannt, in Zukunft mit einem eigenen, offenen Handybetriebssystem mitmischen zu wollen. Bislang fuhren die Südkoreaner mehrgleisig und boten Handys sowohl mit einem eigenen, auf Java basierenden System an, als auch mit den leichter erweiterbaren Fremdsystemen Windows Mobile, Symbian, Android und zuletzt auch Linux Mobile. Und jetzt kommt eben ein eigenes System mit dem auch kinderzungentauglichen Namen Bada. Ist das eine spannende Meldung? Ja, denn nun will Samsung selber die Zügel in die Hand nehmen.
Denn eines ist klar: Windows Mobile und Symbian stellen zwar recht flexible und mächtige Plattformen für Handyinnovationen dar, doch sind die beiden Platzhirsche nach wie vor zu träge, um sich den Herausforderungen einer Touchscreenbedienung befriedigend stellen zu können. Zudem verschlingt ihr Einsatz Lizenzkosten. Der unter der Schirmherrschaft von Google in der Open Handset Alliance entwickelte Gegenentwurf Android birgt eben diese Hemmnisse nicht, nutzt aber vor allem seinem Schirmherrn. Denn: Jede Installation bringt die Google Programmwelt aus Suchmodul, Mail, Kalender, Chrome und Maps frei Haus mit und deren obligative Nutzung füttert weiterhin die Datensammlung Googles, welche die Grundlage seines Geschäftsmodells, das Angebots individuell zugeschnittener Werbung, darstellt. Die funktionelle und programmtechnische Erweiterung eines Android, Symbian oder Windows Mobile Phones setzt die Nutzung der jeweiligen Appstores voraus. So praktisch und einfach das für den Nutzer sein mag, so wenig bringt es Samsung: Nämlich gar nichts.
Die Einführung eines eigenen, quelloffenen OS ist da nur konsequent. Hiermit hat Samsung alle Zügel in der Hand und verdient – Apple hat es wunderschön vorgemacht – nicht nur kurzfrtistig am Verkauf der Hardware sondern langfristig an den Apps, die sich die Nutzer hoffentlich scharenweise aus dem Appstore herunterladen. Ob das Kalkül aufgehen wird hängt neben dem Wohlwollen der Nutzer an einer Reihe Faktoren:
1. Dem Wow-Faktor der Plattform. Nur wenn das System nutzerseitig einfach zu bedienen ist und eben diese Bedienung auch Spaß macht – sei es durch neue Features, sei es durch seinen durchdachten Aufbau, kann es zum Erfolg werden und den Verkauf der Handyhardware positiv beeinflussen.
2. Der Easy-Faktor. Dass die Programmierer dieser Welt gerne Apps für Bada programmieren, setzt ein gutes Software Development Kit, vorbildlichen Developersupport und eine schlanke Programmierung der Plattform voraus. Andernfalls erleidet Samsung ein Fiasko mit seinem System wie seinerzeit Sony zur Einführung der PS3. Spieleentwicklern war das System einfach zu kompliziert und unflexibel, so dass die Spielkonsole mit deutlich weniger Titeln an den Start gehen musste, als geplant.
3. Der Cash-Faktor. Money talks und sowohl die Verbraucher als auch die Entwickler werden lauschen. Nur wenn der Revenue Share passt, also der prozentuale Anteil am Verkauf einer App über die Verkaufsplattform von Samsung auch vom Entwickler als gerecht empfunden wird und die Preise für den Nutzer in einem Bereich liegen, die ihn zu Spontan- und Impulskäufen anreizen, kann das ganze Modell funktionieren.
Fazit: Es wird spannend zu beobachten, was Samsung – inzwischen mit einiger Marktmacht ausgestattet – tun wird, um Bada (koreanisch für “Ozean”) zu pushen und zum Erfolg zu führen. Wie die Plattform aussieht und wie sie sich anfühlt, werden wir bereits in wenigen Monaten erfahren. Samsung plant eine Markteinführung im Jahr 2010. Bada wird das bisher in vielen Geräten eingesetzte Java-Betriebssystem ersetzen. Zwischen Dezember 2009 und Juni 2010 können sich Entwickler miteinander in einem internationalen Wettstreit messen. Dem Gewinner winkt eine Prämie, dem Veranstalter ein bunter Strauss Apps.