Wie funktioniert das in der Theorie?
Schlaf verläuft in fünf Phasen, wobei Somnologen – grob vereinfacht ausgedrückt -zwei unterschiedliche besonders hervorheben: Die NREM und REM-Phase. Auf den Wachzustand folgt zunächst der NREM-Zustand, der sich durch das Schließen der Augen, ein Absenken des Pulses, der Atemfrequenz und des Blutdrucks bemerkbar macht. Im folgenden REM-Zustand werden Hirnaktivität, Puls- und Atemfrequenz wieder hochgefahren. Der Schlafende beginnt zu träumen und damit der super Upper Cut, der im Traum gegen Mike Tyson geführt wird, dem Bettpartner nicht die Erhebungen des Gesichts niveliert, wird die Muskulatur in der REM-Phase betäubt. In der Schlafforschung werden zur Markierung der einzelnen Schlafphasen Hirnwelllen gemessen, beim Sleeptracker Pro müssen hierfür die über einen Bewegungssensor registrierten Zuckungen des Uhrenträgers ausreichen. Denn wie gesagt: Wer mit den Körpergliedern zappelt, befindet sich nicht im REM-Schlaf und ist folglich flach schlafend.
Wie funktioniert das in der Praxis?
Zunächst einmal schnürt sich der Schlafoptimierungswillige den recht schweren und ausladene Sleeptracker Pro ans Handgelenk. Das Armband ist so lang, dass auch Männer und Frauen mit Unterarmen vom Kaliber eines Ralf Möller die Spezialuhr gut umbinden können. Ähnlich wie bei den Casio-Digitaluhren der frühen Achtziger werden Zeiten und Programmzustände über ein monochromatisches Siebensegment-LCD-Display angezeigt. Die Steuerung erfolgt über vier seitlichen Tasten, von denen jeweils zwei auf jeder Seite angebracht sind. Die Tasten sind teilweise mehrfach belegt und gestatten Zugriff auf die unterschiedlichen Modi, das Stellen von Weckzeiten und den Abruf des Schlafprotokolls. Nach Stellen der gewünschten Weckzeit wird noch das Zeitfenster eingegeben, in dem ein vorgezogenes Wecken zu einer flachen Schlafphase in Frage kommt sowie die Zeit, zu der man gedenkt zu Bett zu gehen. Abschließend muss sich nur noch für die Alarmart (Piepen oder Vibrieren) entschieden werden und schon kann’s abgehen ins Land der Träume.
Test am eigenen Handgelenk: Die erste Nacht
Man spürt den Sleeptracker Pro wegen seines Eigengewichts und seiner raumgreifenden Abmessungen schon recht deutlich am Handgelenk und fühlt sich ferner ein wenig beobachtet (wird man ja auch). Nach einer durchwachsenen Nacht, wofür der Sleeptracker weniger kann als die plötzlich zurückkehrenden sommerlichen Temperaturen, bimmelt mich mein Schlafassistent um 6:12 Uhr, 18 Minuten vor der eingestellten Weckzeit aus dem Bett. Erfrischt und gut gelaunt fühle ich mich nicht unbedingt und auch irgendwie um den mir noch zustehenden Schlaf betrogen. Doch wird man Sleeptracker kaum dafür verantwortlich machen können, dass die Nacht insgesamt zu kurz war und ich später mit 3/4 offenen Augenlidern auf den Bildschirm starre.
Test am eigenen Handgelenk: Die zweite Nacht
Es geht später ins Bett, dafür kann ich auch etwas später aufstehen. Diesmal ist offenbar 3 Minuten vor der von mir vorgegebenen Weckzeit der Zeitpunkt erreicht, an dem ich eh kurz-vor-wach bin. Sleeptracker piepst mich aus dem seeligen Dämmerzustand und wieder habe ich nicht zwangsläufig den Eindruck, erfrischter und wohlgelaunter dem Bett zu entsteigen. Ein Blick auf den aufgezeichneten Schlafreport zeigt, dass ich in der Nacht 17 mal kurz vorm Aufwachen war oder sogar aufgewacht bin (Vornacht: 11 mal) und insgesamt weniger Tiefschlafphasen stattfanden.
Apropos Schafreport: Dem Hobby-Somnologen stehen einerseits auf der Uhr die Zeiten zur Einsicht bereit, an denen man fast wach wahr sowie über eine mitgelieferte Software, die sich auf Windows XP und Vista-PCs installieren lässt. Mit dieser kann auch für längere Zeit der eigene Schlaf protokolliert werden und mit auf dessen Grundlage gewonnenen Erkenntnissen gegebenenfalls der eigene Lebensstil angepasst werden. In einer Grafik zeigt die Software nach Datum geordnet die Schlafzeiten an und in ihnen als vertikale Striche die Zeitpunkte, zu denen der Schlaf sehr flach war. Ein orangefarben markierter Teil zeigt das eingestellte Weckfenster, weiße Markierungen darin, wann man dann letztendlich aus den Federn getrieben wurde.
Fazit
Nach zwei Testnächsten mag sich für mich noch nicht ein spürbarer Vorteil dieses mit 169,90 Euro nicht zum spontanen Mitnahmeartikel geeigneten Gadgets erschließen. Gegebenenfalls müsste das Gerät über einen längeren Zeitraum getestet werden, um zu einer nachhaltig validen Erkenntnis zum individuellen Nutzwert zu gelangen. Doch letztendllich dürfte der Sleeptracker Pro sein volles Potential nur bei den Leuten entfalten, deren Weckzeiten nicht durch äußere Umstände vorbestimmt werden.